Über die Sinnlosigkeit sich selbst zu beurteilen

Ich liebe meinen Job sehr. Es macht mir Freude, Menschen bei Veränderungen zu begleiten, Bestehendes zu hinterfragen und neue Lösungen zu entwickeln, die Systeme auf den Kopf stellen. Aber es gibt einfach auch mal Tage, an denen mir meine Arbeit leichter fällt als an anderen. Es gibt Tage, an denen die Workshops großartig laufen, eine Idee besser als die nächste ist und wir gut vorankommen. Und dann gibt es Tage, an denen wir gefühlt stecken, nichts weitergeht und alles irgendwie doof ist.

Im Laufe der Zeit habe ich festgestellt, dass die Bewertung von gut und schlecht von solchen Tagen nur dann eine wirkliche Bedeutung hat, wenn wir einerseits den Kontext dazu mitbedenken (was ist vorher passiert) und wenn wir unseren persönlichen Durchschnitt kennen. Die Basis dazu bildet der Ort, an dem Sie sich zu diesem Zeitpunkt befinden. Das bedeutet, dass es in Ihrer alleinigen Kontrolle liegt, festzustellen, ob ein Tag wirklich so schlecht ist. Dabei ist mir eines klar geworden: Wir sind oft sehr schlechte Richter unserer eigenen Arbeit.

Dabei liegt es nicht in Ihrer Verantwortung, herauszufinden oder zu bewerten, wie wertvoll Ihre Arbeit für jemand anderen ist. Es ist nicht Ihre Aufgabe, Ihre eigene Arbeit zu be- und verurteilen. Es ist Ihre Aufgabe, etwas zu erschaffen, das nur Sie leisten können. Es liegt in Ihrer Verantwortung, das zu teilen, was Sie – wo auch immer Sie sich gerade befinden – anbieten können. Der Schlüssel ist, sich nicht von Ihrem Selbsturteil abhalten zu lassen, Ihr Ding zu machen.

Ich praktiziere schon seit langem Yoga und wann immer ich einen neuen Lehrer hatte, sagte er oder sie zu Beginn der Stunde immer, dass wir uns nur auf uns konzentrieren sollen und nicht auf das, was andere machen. Wir sollen nicht rüberschielen und sehen, wie gelenkig unser Nachbar, unsere Nachbarin ist - das wäre nicht wichtig. Ich glaube, in dieser Anweisung versteckt sich eine tiefere Botschaft: Es spielt keine Rolle, wie weit Ihr Nachbar sich dehnen kann. Es geht in diesem Moment nur um Sie und um Ihren Körper. Es geht darum, dass Sie sich wohlfühlen und Sie Ihre eigenen Grenzen erkunden und erweitern.

Dasselbe gilt auch für Ihre Arbeit: Egal, womit Sie Ihre Tage füllen, Sie wachen jeden Morgen erneut auf und haben einen neuen Tag vor sich, den Sie mit Leben füllen können. Es ist wie ein leeres Blatt Papier, mit dem Sie arbeiten können. Sie können Ihren Namen ganz oben hinschreiben und das Blatt mit Ihren Gedanken, Ihrer Energie füllen.

Wenn das, was Sie auf Ihr Papier schreiben, nicht den Erwartungen anderer entspricht, dann ist das deren Problem – nicht Ihres. Die Art und Weise, wie jemand anderes wahrnimmt, was Sie tun, ist das Ergebnis seiner eigenen Erfahrungen und Erwartungen und seiner Vorlieben, die Sie weder kontrollieren noch vorhersehen können. Wenn Ihre Entscheidungen nicht ihren Erwartungen entsprechen, ist das deren Sache, nicht Ihre.

Ihre Aufgabe besteht darin, Ihren Job so gut es an diesem Tag eben geht zu erledigen – Sie sollen ihn aber nicht bewerten. Sie sollen sich in die Aufgabe verlieben, nicht in das Ergebnis. Behalten Sie Ihre eigenen Bewegungen im Auge, nicht die der anderen.