Es liegt in der Natur des Menschen, sich Sorgen zu machen. Die meisten Sorgen machen sich Menschen auf der ganzen Welt – wollen wir der Marktforschung glauben – über Inflation, Armut und soziale Ungleichheit, Kriminalität sowie Korruption.
Zwar hat jeder von Zeit zu Zeit Sorgen, die ihn quälen, aber die Häufigkeit und Schwere dieser Sorgen ist ganz unterschiedlich. So hat manch einer nur selten Sorge und verspürt daher auch relativ wenig Stress diesbezüglich. Andere hingegen nehmen Sorgen als unkontrollierbar, unerbittlich, unrealistisch und emotional überwältigend wahr. In diesem Extremfall können solche Sorgen Teil einer Angststörung sein. Spannenderweise korrelieren Sorgen sogar positiv mit hoher Leistung. Das kommt vermutlich aber eher daher, dass Menschen, die zu Sorgen neigen, sich auch eher in stressige Situationen bewegen, die erst Sorgen verursachen.
Untersuchungen haben gezeigt, dass Menschen, die sich viele Sorgen machen (unabhängig davon, ob sie an einer Angststörung leiden oder nicht), glauben, dass es sogar sehr nützlich ist, sich Sorgen zu machen – trotz der Belastung, Erschöpfung und Frustration, die sie in den meisten Fällen verursachen. Sie sind davon überzeugt, dass das Nachdenken über ihre Sorgen ihnen dabei hilft, sich auf zukünftige Herausforderungen vorzubereiten und mögliche Probleme besser unter Kontrolle zu bringen. Negative Schlussfolgerungen zu ziehen, gibt ihnen ein Gefühl der Sicherheit. Denn wenn man schon vom Schlimmsten ausgeht, ist man auch weniger überrascht und schockiert, wenn dieser Fall dann auch eintritt. Diese Überzeugung enthält das Element des magischen Denkens: Sich Sorgen zu machen gleicht für manchen dem Tragen einer Glücksunterwäsche.
Tatsächlich hilft es dem Geist sich über potenzielle zukünftige Probleme und Bedrohungen Sorgen zu machen – wenn diese Bedrohungen auch tatsächlich realistisch sind. Aber Sorgen haben ihren Preis und ziehen viele negative Konsequenzen nach sich. Sich zu sorgen ist ein rekursiver mentaler Versuch, eine Situation zu lösen, deren Ausgang ungewiss und möglicherweise negativ ist. Es ähnelt dem Grübeln dahingehend, dass beide Arten des Denkens repetitiv und auf sich selbst konzentriert sind. Es ist auch fast unmöglich, die Aufmerksamkeit vom negativen Denken abzuziehen. Noch dazu beeinträchtigten beide Denkarten unsere Problemlösungsfähigkeit und verschlechtern die Stimmung. Der Unterschied zwischen Grübeln und sich Sorgen machen besteht darin, dass der Mensch normalerweise über Vergangenes „grübelt“ und sich über Zukünftiges Sorgen macht.
Etliche psychologische Modelle befassen sich mit dem Thema Sorgen. Ein solches psychologisches Modell ist das sogenannte Risiko-Vermeidungs-Modell aus der Verhaltenspsychologie. Dieses argumentiert, dass eingefleischte Sorgende den Gedanken an einen positiven Ausgang einer Sache durch ein verschwommenes Gefühl der Negativität ersetzen. Dieses Gefühl dämpft die Lebendigkeit unseres geistigen Bildes so sehr, dass wir dadurch gehindert werden, eigenständig Lösungen zu finden.
Die gute Nachricht ist, dass die Anfälligkeit für Sorgen im Allgemeinen mit zunehmendem Alter abnimmt. Und: Die meisten Sorgen basieren nicht auf der Realität. Laut einer Studie treten über 90% der Dinge, über die sich die untersuchten Teilnehmer Sorgen machten, überhaupt nicht ein. Das ist eine kolossale Verschwendung wertvoller Lebenszeit, die Sie unbedingt vermeiden sollten!
Vermutlich haben Sie schon viele, aber wenig wirklich hilfreiche Ratschläge bekommen, sich weniger zu sorgen, wie zum Beispiel die wenig hilfreiche Aussage „Das bringt doch nichts – hör auf dir darüber den Kopf zu zerbrechen”. Vielleicht haben Sie auch schon einmal daran gedacht, dass dieser Angstzustand einfach Ihr Schicksal ist. Mit etwas Wissen und etwas Übung können Sie allerdings tatsächlich ein Stück sorgenfreier werden.
1. Schreiben Sie Ihre Sorgen auf und machen Sie sich einen Plan
Wenn Sie Ihre Sorgen benennen und konkretisieren, können Sie sie auch viel einfacher wieder loswerden. Nehmen Sie sich dazu ein Blatt Papier und schreiben Sie die Dinge auf, die Ihnen am meisten Sorgen bereiten. Durch das Auflisten machen Sie Ihre Sorgen emotional beherrschbar. Überlegen Sie sich danach, was das schlechteste Ergebnis sein könnte, das Sie bei der jeweiligen Sorge als Ausgang befürchten. Dadurch geben Sie sich selbst die Chance, darüber nachzudenken, was Sie in diesem Fall tatsächlich tun könnten (vergessen Sie nicht: Die meisten Sorgen stellen sich später auch als unbegründet heraus!). Schreiben Sie für jedes Problem das beste Ergebnis, das schlechteste Ergebnis und das wahrscheinlichste Ergebnis auf. Fügen Sie dann hinzu, was Sie in dem jeweiligen Fall tun würden. Dadurch werden Ihre Sorgen greifbar und Sie haben einen Plan, für den Fall, dass ein Ergebnis davon eintritt.
2. Lassen Sie Ihren magischen Glauben los
Geben Sie den Gedanken auf, dass Sie die Situation irgendwie verbessern werden, wenn Sie sich nur genug damit quälen und in Unsicherheiten wiegen. Ständige Sorgen werden Ihnen keine einzigartigen Einsichten ermöglichen, sondern Sie werden sie vielmehr blockieren und Ihnen Kräfte rauben. Noch dazu stehlen Ihnen Sorgen wertvolle Zeit Ihres Lebens. Wenn Sie morgens aufwachen, erklären Sie sich kurz Ihre Absicht, keine Zeit mehr auf diese Weise zu verbringen. Oder Sie sagen das Gelassenheitsgebet auf: „Gib mir die Gnade, mit Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.“ Werden Sie sich danach noch immer Sorgen machen? Wahrscheinlich ja, aber diese Absichtserklärung bringt Sie auf einen besseren Kurs. Untersuchungen zeigen, dass diese Art von mentaler Übung das Erreichen von Zielen fördert.
3. Überlegen Sie sich, ob jemand von Ihren Sorgen profitiert
Menschen, die sich Sorgen machen, machen sich oft auch wegen dieser Angewohnheit Vorwürfe. Sie haben das Gefühl, dass sie persönlich versagt hätten. Fragen Sie sich daher auch, ob Ihre Besorgnis irgendjemanden vom Vorteil sein könnte und daher bewusst angefeuert wird. Oft schüren Medien beispielsweise nur unsere Ängste, um Unterstützung oder Aufmerksamkeit zu gewinnen. Derjenige, der von Ihrer Sorge profitiert, könnte sogar Ihnen noch näherstehen. Eines der Kennzeichen einer toxischen Beziehung ist, dass Sie absichtlich und systematisch ängstlicher und unsicherer bzw. auch verärgerter werden, um Sie leichter zu manipulieren.
Wenn Sie das Gefühl haben, auf ein Problem fixiert zu sein, versuchen Sie mal einen oder alle drei Schritte. Sie selbst sind die einzige Person, die dafür sorgen kann, dass Ihr Sie Ihren Hang sich Sorgen zu machen in den Griff bekommen und wieder gut schlafen. Wenn Sie das verstanden haben, können Sie die wiedergewonnene Energie für die Dinge nützen, die Sie auch wirklich kontrollieren können.