Was geschah, als ich beschloss perfekt zu sein

Ich frage mich manches Mal, wie die Welt aussehen würde, wenn wir alle ein gesundes Selbstwertgefühl hätten: Was wäre, wenn die Menschen wüssten, dass sie alleine deswegen wertvoll sind, weil sie existieren? Würden sie dann den Mut finden, die Dinge zu tun, die sie wirklich tun wollen? Würden sie beginnen zu träumen? Was würden sie nicht mehr tun und stattdessen machen?

Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass es nicht so einfach ist, sich selbst zuzugestehen, dass man wertvoll ist: Von außen sieht mein Leben ziemlich perfekt aus. Ich führe eine wunderbare Ehe, ich bin geschäftlich sehr erfolgreich, ich habe eine Familie und Freunde, die mich bedingungslos unterstützen. Das war aber nicht immer so. Im Gegenteil, ich bin mit dem tiefen Gefühl in mir aufgewachsen, dass irgendetwas mit mir nicht stimmt.

Meine prägendsten Momente fanden Zuhause statt. Während ich am Schulhof das Gefühl vermittelt bekam, dass ich witzig und cool war, verwandelte ich mich mit dem Glockenläuten zu Schulende in ein kleines Häufchen Elend. Meistens trödelte ich so lange vor mich her, sodass ich statt 5 Minuten mehr als 30 Minuten brauchte, um Zuhause anzukommen. Als zweites von drei Geschwistern hatte ich irgendwie immer das Gefühl, nicht dazu zugehören und sonderbar zu sein.

Als ich ungefähr 12 Jahre alt war, beschloss ich, dass der Weg, diese unangenehmen Gefühle loszuwerden, darin bestand perfekt zu sein. Das war für mich damals absolut schlüssig: Wenn ich perfekt wäre, würde ich auch dazu passen. Dann müssten mich alle in der Familie mögen, weil sie ja nichts finden könnten, was falsch an mir wäre. Also tat ich all das von dem ich dachte, dass andere von mir wollten: Ich begann mich in der Schule vorbildhaft zu verhalten und nicht mehr zu trödeln. Ich half im Haushalt, ich versuchte jeden so gut es ging zu unterstützen und so selbstlos wie nur möglich zu sein. Ich erlaubte mir nicht, auch nur für einen kurzen Moment stehen zu bleiben, zu atmen, zu denken und einfach zu sein. Mein Selbstwertgefühl war hoch, wenn ich gute Noten bekam und mich einbezogen fühlte - und es stürzte brutal ab, wenn ich die Rechnung für Trotz und Widerstand kassierte.

Die Ängste, die Höhen und Tiefen, die ich bei dieser Suche erlebte, waren anstrengend. Aber ich hielt an der Hoffnung fest, dass ich dann etwas wert wäre, wenn mich andere akzeptieren würden.

Ich werde Ihnen jetzt ein Geheimnis verraten: Nichts davon hat jemals funktioniert. Nicht die Perfektion, nicht die Selbstlosigkeit, nicht das Verdrehen. Vielleicht hat es für einen Bruchteil geklappt. Zwar war mein Selbstwertgefühl gleich nach einem Lob für eine Leistung auf dem Höhepunkt. Aber dieses Hochgefühl verpuffte so schnell wie es gekommen war. Also machte ich mich daran die nächste Messlatte noch höher zu legen. Ebenso, dass ich sie gerade noch erreichen konnte.

Es hat Jahre gedauert, bis ich den Glauben ablegen konnte, nicht gut genug zu sein. Diese Tipps haben mir geholfen und ich hoffe, dass Sie bei Ihnen vielleicht auch funktionieren:

Vergeben Sie sich

Viele von uns haben Schwierigkeiten, einen Selbstwert aufzubauen, weil wir in der Vergangenheit festhängen. Wir sind wütend auf uns, weil wir irgendwann mal irgendetwas falsch gemacht haben. Vergebung bedeutet, anzuerkennen und zu akzeptieren, was passiert ist. Erst danach können wir es loslassen und weitergehen.

Üben Sie Selbstakzeptanz

Uns wird gesagt, dass wir unseren Körper, unsere Arbeit oder unsere Persönlichkeit ändern müssen, um von anderen akzeptiert zu werden. Lassen Sie diesen Gedanken los und konzentrieren Sie sich darauf, was Sie an sich mögen. Beginnen Sie Ihre Macken anzunehmen, Ihr schiefes Lächeln oder Ihre ungewöhnliche Art, über Dinge nachzudenken. Erkennen Sie, dass Sie in Ordnung und einzigartig sind, genauso wie Sie sind.

Stellen Sie eine Verbindung zu anderen her

Ein geringer Selbstwert führt oft zu Isolationsgefühlen. Wenn wir glauben, dass etwas mit uns nicht stimmt, ziehen wir uns aus den Beziehungen zurück. Zu wissen, dass wir in unseren Kämpfen und Schmerzen nicht allein sind, erinnert uns daran, dass Herausforderungen uns nur stärker machen, nicht schwächer. Reden Sie mit anderen, auch wenn es am Anfang vielleicht schwerfällt. Tasten Sie sich Schritt für Schritt ran und erkennen Sie, dass Sie nicht alleine sind.

Dieser Weg - der Weg zu mehr Selbstwert - ist nicht einfach, klar oder gerade. Sie werden mit Sicherheit viele Rückschläge erleben. Das gehört dazu. Es erfordert viel Mut, sich selbst zu vergeben und sich so zu akzeptieren, wie man ist. Aber ich bin da, um Ihnen hier und jetzt mit aller Deutlichkeit sagen, dass sich diese Reise auszahlt. Das Ziel, das es zu erreichen gilt, ist absolut lohnenswert. Sie sind es wert - ganz sicher.

Wir Menschen unterliegen einer Menge Denkfehler, die uns zwar einerseits helfen, die Welt schneller zu begreifen und Entscheidungen zu treffen, andererseits verzerren sie unsere Perspektive und sorgen für ein falsches Bild. Lernen Sie in diesem Video die vier wichtigsten Denkfehler kennen und reflektieren Sie, welche bei Ihnen ablaufen.