Warum Ihre Träume so wichtig für andere sind

Haben Sie einen Traum? Gibt es irgendetwas, das Sie unbedingt erreichen möchten? Wollten Sie vielleicht schon immer mal ein Buch schreiben? Oder einen Marathon laufen? Oder sich selbstständig machen? Bewegen Sie sich aktiv in Richtung Ihrer Ziele? Wenn nicht, was steht Ihnen im Weg? Auf diese letzte Frage haben viele schnell gute Ausreden parat, wie zu beschäftigt zu sein oder die herrschende Pandemie, die es nicht möglich macht. In Wahrheit ist es aber nichts dergleichen, das sie wirklich aufhält. Vielmehr ist es die Angst vor Enttäuschung, die dazu führt, dass Träume Träume bleiben.

Vielen Menschen fällt es generell schwer zu träumen. Sie wollen sich keine Hoffnungen machen, dass die Dinge tatsächlich so laufen könnten, wie sie es sich wünschen. Denn wenn sie nichts oder nur sehr wenig erwarten, dann können sie auch nicht enttäuscht werden, wenn die Erwartung doch nicht eintrifft. Tritt das gewünschte Ereignis aber wider Erwarten doch ein, ist das ein Grund zu noch mehr Freude. Es gibt allerdings einen großen Haken bei diesem Denken: Wir glauben, dass es ein hervorragender Abwehrmechanismus ist und uns vor Enttäuschungen schützt. Es raubt uns aber vielmehr die Lebensfreude und die Fähigkeit zu träumen.

Das führt dazu, dass viel zu viele eine farblose Version des Lebens leben, das sie eigentlich wollen. Es ist eine sich selbsterfüllende Prophezeiung, die sie in dem Glauben bestätigt, dass das Leben tatsächlich nicht so rosig ist. Es ist auch letztlich ein Grund, warum Menschen nicht nach dem Job suchen, den sie haben wollen – sie gehen davon aus, dass sie ohnehin nicht dafür qualifiziert sind. Oder sie statten dem Unternehmen erst gar keinen Besuch ab, weil sie glauben, dass dort sowieso kein Platz für sie ist. Aber was wäre, wenn sie doch hingegangen wären und die Traumstelle bekommen hätten? Oder wenn sie durch Zufall dort jemanden kennengelernt hätten, der einen noch besseren Job anzubieten hätte? Oder wenn sie auf diese Weise eine wichtige Lektion gelernt hätten?

Natürlich gibt es in jedem Leben Phasen, in denen es nicht gut läuft, in denen alles Mist ist. Das gilt für alle Menschen, auch für diejenigen, die gerne und groß träumen und die sich nicht vom Reden anderer aufhalten lassen. Trotzdem stehen diese Menschen nach einem Niederschlag wieder auf – und sei es nur deswegen, um sich selbst eine neue Chance zu geben. Diese Menschen wissen auch, dass wenn es heute nicht klappt, dann vielleicht morgen. Und sollte es auch dann nicht klappen, fühlen sie sich nicht gleich schlecht oder machen sich selbst runter. Vielmehr wissen sie, dass das Leben nun mal keinen geraden Verlauf nimmt, sondern dass Ecken, Kanten, Höhen und Tiefen Teil des Lebens sind.

Ich kann mich erinnern, dass ich, als ich mich selbstständig gemacht habe, ziemlich allein auf weiter Flur stand. Ich habe damals im Marketingbereich in einem großen Unternehmen gearbeitet und nebenbei begonnen meinen persönlichen Blog aufzubauen. Da mich viele Dinge interessieren, war der Blog entsprechend chaotisch. Viele Themen, die auf den ersten Blick keinen Zusammenhang haben, reihten sich nahtlos aneinander. Das Design war alles andere als clean oder benutzerfreundlich. Ich habe diesen Blog geliebt. Es hat mir Spaß gemacht vorhandenes Wissen in Worte zu fassen und mich in neue Themen zu vertiefen. Als der Blog immer mehr Zulauf erhielt, wurde ich zu Vorträgen eingeladen und hielt etliche Interviews. Trotzdem war es nach wie vor nur ein Hobby. Meine privaten Gedanken, nicht mehr und nicht weniger. Ich hätte mich nie getraut mich selbst als Autorin oder Vordenkerin zu bezeichnen - ein damals absolut absurder Gedanke für mich.

Ich machte also weiter wie bisher bis ich eine Sache nicht mehr ignorieren konnte: Ich lebte nicht die farbige Version meines Lebens. Mein Job langweilte mich, die Rahmenbedingungen nahmen mir den Raum für Kreativität und eine Aussicht auf Besserung schien einfach nicht vorhanden. Trotzdem wollte ich nichts ändern, denn im Grunde ging es mir ja gut. Ich fand, dass ich kein Recht hatte mich zu beschweren, anderen ging es wesentlich schlechter. Also machte ich weiter – bis ich irgendwann krank wurde. Rückblickend gesehen war das ein Wink, die Dinge zu ändern und das Leben als das anzunehmen, was es ist: Kurz, voller Chancen und einzigartig. Ich erkannte, dass der einzige Grund, warum ich nichts ändern wollte, meine eigene Angst war. Ich hatte einfach Angst mit meiner Meinung und meinem Denken rauszugehen und mich zu zeigen. Ich hatte Angst vor all den Träumen und Erwartungen, die daraus entstehen und die ich womöglich nicht erfüllen konnte. Als ich das erkannte, kündigte ich und begann mein Leben in den buntesten und schönsten Farben auszumalen.

Ich glaube, ein Grund, warum viele Menschen Angst vor dem Schritt in eine andere Richtung haben, der ist, dass ihnen Vorbilder fehlen. Denn nur selten begegnen wir Menschen, die uns so inspirieren, dass wir ihnen bedingungslos folgen möchten. Das bedeutet, dass wir den Weg, der zu unserem Ziel führt, selber finden und meistens auch zu einem großen Teil alleine gehen müssen. Um zu starten, müssen wir uns zunächst selbst die Erlaubnis geben, die Person zu sein, die wir wirklich sein wollen – auch ohne Blaupause, die uns vor möglichen Fehlern schützt und warnt. Wenn wir etwas erreichen wollen, zu dem es noch keine Landkarte gibt, greift schnell die Angst vor Verirrungen um sich, die uns womöglich lähmt. Dann kostet es besonders viel Kraft und Mut sich hinzusetzen und die Karte selbst zu zeichnen. Nur gerade dann ist diese Karte so wichtig – und sei es nur deswegen, damit Sie anderen Menschen, die hinter Ihnen gehen und die Ihnen folgen wollen, den Weg weisen können und ihnen zeigen, was möglich sein kann.

Wenn wir träumen geben wir nicht nur uns, sondern auch anderen die Erlaubnis, dasselbe zu tun. Wenn unsere Träume groß, bunt und lebendig sind, dann zeigen wir den Menschen um uns herum, dass sie auch so träumen dürfen und können. Und wenn unsere Träume dann wahr werden, erweitern wir auch deren Welt und die Welt der Menschen, die ihnen dann folgen.

Überlegen Sie kurz: Das Leben, das Sie jetzt leben, ist im Grunde bereits eine Welt voller realisierter Träume anderer Menschen. Die Dinge, die Sie jeden Tag nutzen, sind aus dem Mut und den Träumen einer anderen Person entstanden. Es sind die Träume eines anderen, der diese Träume für umsetzbar hielt. Unzählige Entdeckungen und Erfahrungen stammen aus wilden Phantasien und Dingen, die zunächst unmöglich wirkten - bis sie jemand tatsächlich realisierte. Alles, was wir brauchen, ist Mut und das Wissen, dass das Leben auch mal Überraschungen für uns bereithält.

Ich habe irgendwo einmal gehört, dass Gott unsere Fragen beantwortet, indem er unseren Träumen die passenden Gewürze in Form von Schicksalsschlägen hinzufügt. Vielleicht ist das wirklich so. Rückblickend betrachtet verläuft tatsächlich kein Abenteuer gerade. Wenn wir aber an dem Glauben festhalten, dass es den einen geraden Weg gibt, der für alle gilt, hören wir auf zu träumen, weil wir uns nicht mehr trauen. Dabei ist Träumen alles. Es ist das, was uns selbst in den schlimmsten Momenten bleibt: Träume von besseren Tagen und Träume von magischen Dingen, die eines Tages einfach da sein werden, weil jemanden sie umsetzte, dem nicht gesagt wurde, dass Träume nicht real werden können.