Hören Sie endlich auf so hart zu sich selbst zu sein!

Viele kritisieren und verurteilen sich selbst auf eine Art und Weise, in der sie ihren schlimmsten Feind nicht behandeln würden. Solche Menschen tun sich schwer für sich selbst Mitgefühl zu empfinden und verprügeln sich daher ständig für Fehler, in der Angst andernfalls als faul oder schwach gesehen zu werden. Das führt dazu, dass sie keine Risiken eingehen und Neues so gut es geht vermeiden. Wer für sich selbst Mitgefühl aufbringen kann, ermöglicht allerdings sich erst in die Lage für Experimente zu versetzen, denn dann sind Sie sich sicher, dass selbst wenn Sie versagen, Sie trotz allem in Ordnung sind.

Natürlich ist es gut, wenn Sie sich bemühen, Ihr Bestes zu geben. Aber wenn Sie dabei übertreiben und von sich selbst immer nur Perfektion abverlangen, wird das auf Dauer Ihre physische und psychische Gesundheit negativ beeinträchtigen. Eine Studie zeigt, dass Menschen, die weniger hart zu sich selbst sind und mehr Mitgefühl für sich aufbringen, auch motivierter, engagierter und erfolgreicher sind. Anstatt sich mit Selbstvorwürfen zu zerfleischen, erkennen Menschen mit Selbstmitgefühl zwar immer noch, wenn sie einen Fehler gemacht haben, aber sie lernen aus den Erfahrungen und machen es das nächste Mal einfach besser.

Der psychologische Grund, warum manche Menschen so hart mit sich selbst sind, muss nicht zwangsläufig ein geringes Selbstwertgefühl sein. Viel häufiger geht es dabei um die Erfüllung des Bedürfnisses nach der Intensität etwas zu fühlen. Aufregung kann sich sehr ähnlich wie Angst anfühlen, wenn Menschen auf Stress und andere intensive Gefühlszustände reagieren.

Nun sind die meisten Menschen, die perfektionistisch veranlagt sind und hart mit sich selbst ins Gericht gehen, nicht erst seit ein paar Tagen so. Vielmehr dauert es Jahre bis dieses Muster entsteht und sich letztlich verfestigt. Entsprechend dauert es auch seine Zeit, bis Sie das Muster der Selbstkritik letztlich wirklich durchbrechen können. Sie müssen dranbleiben und dürfen sich nicht so schnell aus der Ruhe bringen lassen.

Im Folgenden finden Sie drei Techniken, die sich in meiner Praxis bei der Arbeit mit anderen als hilfreich erwiesen haben:

1. Geben Sie Ihrem inneren Kritiker einen Namen

Indem Sie Ihren inneren Kritiker einen Namen geben, personifizieren Sie ihn und schaffen dadurch eine psychologische Distanz. Je alberner der Name, desto leichter wird es Ihnen fallen, den Kritiker letztlich nicht mehr ganz ernst zu nehmen. Sie können Ihre persönliche innere Stimme z.B. Krümelmonster nennen oder Papa Schlumpf und ihm die entsprechende Stimmlage geben. Die Idee hinter dieser Methode ist die der Defusion. Unter Defusion wird ein Prozess verstanden, bei dem Sie sich bewusst von Ihren Gedanken trennen. Dadurch reduzieren Sie das Unbehagen und den Stress negativer Gedanken. Das führt dazu, dass Sie offener und anpassungsfähiger reagieren und so Ihre Emotionen einfacher regulieren können.

2. Achten Sie auf das Gesamtbild und vermeiden Sie Verallgemeinerung

Jeder Mensch tappt früher oder später in Denkfallen hinein - selbst wenn Sie alle kennen. Einer davon ist der sogenannte Spotlight-Effekt. Bei diesem Effekt schätzen Sie die Aufmerksamkeit anderer auf Ihr Verhalten falsch ein. Angetrieben von der Angst, nicht gut genug zu sein oder möglicherweise nur einen Fehltritt davon entfernt sich in Verlegenheit zu bringen, konzentrieren Sie sich umso mehr auf jede einzelne Handlung, anstatt das Gesamtbild zu betrachten.

Ein anderer Denkfehler in diesem Zusammenhang ist der der Verallgemeinerung. Aussagen wie „Das mache ich immer falsch“ oder „Nie hört mir jemand zu“ werden schnell zu Glaubensmuster. Damit Ihre Glaubensmuster weiterhin bestehen, füttern Sie sie unbewusst immer weiter mit entsprechenden Beweisen.

3. Halten Sie sich Ihre Fortschritte vor Augen

Nehmen Sie sich am Ende Ihres Arbeitstages ein paar Momente Zeit, um sich Ihre beruflichen Highlights bewusst zu machen und auch zu überlegen, ob Ihr Handeln mit Ihren Werten übereinstimmt. Damit Sie glücklich in Ihrem Beruf sind, brauchen Sie ein sicheres Selbstwertgefühl und das Wissen, wo Ihre persönlichen Grenzen, Stärken und Schwächen liegen. Trennen Sie sich von Menschen und Botschaften, die Ihre Träume zerstören und die Ihnen Ihre kostbare Lebensenergie und Zeit rauben.

Wachsen Sie an den Herausforderungen

Eines der Hauptmerkmale, das Menschen, die an Herausforderungen wachsen, von Menschen unterscheidet, die ständig Opfer ihrer Umstände sind, ist ihre Fähigkeit, auch in sehr fordernden Zeiten zu lernen und nicht bei jeder Kleinigkeit aufzugeben. Selbstkritisch zu sein ist nur dann hilfreich, wenn Sie auf eine gesunde Dosis achten und wenn es der Selbstentwicklung – nicht der Selbstdegradation – dient.

Ihr Verstand kann Ihr größter Verbündeter oder Ihr schlimmster Feind sein – das macht es letztlich auch so schwierig, das eigene Verhalten fair zu beurteilen. Und Mensch zu sein bedeutet nun mal auch, dass Sie unweigerlich Fehler machen. Das ist einfach notwendig auf unserer Reise durchs Leben. Sie müssen lernen mit Fehlern umzugehen und sich nicht ständig selbst für alles zu kritisieren. Erkennen Sie, dass Sie immer das Beste tun, was Sie zu diesem Zeitpunkt können – mit dem, was Sie haben und mit den Ressourcen, die Ihnen zur Verfügung gestellt wurden.

Es ist die Art und Weise, wie Sie mit sich selbst reden, die den Unterschied macht. Sie können sagen „Das hat nicht geklappt, ich kann das sicher auch besser.“ oder „Ich bin so ein Versager, ich werde das nie schaffen.“ Persönliches Wachstum passiert durch Reflexion, realistische Zielsetzungen und das Verständnis, dass Scheitern ein Teil der Reise ist. Selbstkritik ist das Gegenteil von Wachstum.